Die Honda WN7 (früher bekannt als EV Fun Concept) wurde offiziell als erstes vollwertiges Elektromotorrad des japanischen Unternehmens vorgestellt. Es markiert ein wichtiges neues Kapitel auf dem Weg der Marke in eine CO2-neutrale Zukunft.
Der WN7 wird als eine Maschine beschrieben, die „auf dem Wind reiten“ soll. Ziel ist es, das etablierte technische Know-how von Honda mit der leisen Leistung und dem sofortigen Drehmoment einer EV-Plattform zu verbinden.
Der WN7 ist sowohl als A2- als auch als A1-Führerscheinversion erhältlich und vereint futuristisches Design mit stadttauglicher Praktikabilität. Honda hofft, dass er genug Power hat, um Fahrer anzulocken, die von ICE-Motorrädern mit geringem Hubraum umsteigen.
Antriebsstrang und Leistung
Das Herzstück des WN7 ist ein flüssigkeitsgekühlter Elektromotor gepaart mit einem 9,3-kWh-Hochspannungs-Lithium-Ionen-Akku. Zusammen liefern sie eine Spitzenleistung von 50 kW (rund 67 PS) und ein gewaltiges Drehmoment von 100 Nm (73 lb ft) und treiben das Hinterrad über einen leichtgängigen Riemenachsantrieb an.
Das Setup verleiht der A2-Version mit 18 kW (24 PS) eine Reichweite von bis zu 86 Meilen unter WMTC-Bedingungen, während das A1-konforme 11 kW (14,7 PS)-Modell diese auf etwa 153 km oder etwa 95 Meilen ausdehnt. Honda gibt eine Sprintzeit von 0–50 Metern von nur 3,9 Sekunden an, was offenbar auf dem Niveau der CB500 Hornet liegt, und eine Zeit von 0–60 Meilen pro Stunde in 4,6 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 80 Meilen pro Stunde in der Spitze und 78 Meilen pro Stunde im Dauerbetrieb angegeben.
Die Lademöglichkeiten sind umfangreich. Das Anschließen an eine normale Haushaltssteckdose über ein AC230V-Ladegerät dauert etwa 5,5 Stunden, während ein spezielles 6-kVA-Wandladegerät für zu Hause diese Zeit auf 2,4 Stunden verkürzt. Die große Neuigkeit ist jedoch die CCS2-Kompatibilität, die ein schnelles Laden wie im Auto ermöglicht. Eine Aufladung von 20–80 % dauert nur 30 Minuten und erhöht die Reichweite unter idealen Bedingungen um rund 89 km.
Um die mechanische Beanspruchung zu reduzieren, verwendet der WN7 schrägverzahnte Untersetzungsgetriebe und einen Riemenantrieb, um Vibrationen und Geräusche bei hohen Drehzahlen zu minimieren. Das Ergebnis ist laut Honda ein sanftes, nahezu geräuschloses Fahrerlebnis.
Fahrmodi und elektronische Steuerung
Der WN7 verfügt über vier wählbare Fahrmodi: Standard, Sport, Regen und Econ, jeweils mit maßgeschneiderter Gasannahme, Drehmomentabgabe und regenerativem Bremsen.
Ein separates System ermöglicht es dem Fahrer, die Verzögerungsleistung mithilfe von Paddeln am linken Lenker in vier Stufen (0–3) einzustellen und so die Stärke des regenerativen Bremsens effektiv zu ändern. Höhere Einstellungen sorgen für eine stärkere Regeneration auf kurvigen Straßen, während niedrigere Einstellungen den Luftwiderstand für entspanntes Fahren auf der Autobahn verringern.
Die Honda Selectable Torque Control (HSTC) ist serienmäßig eingebaut und hilft, den Hinterradschlupf in Situationen mit geringer Bodenhaftung zu kontrollieren. Außerdem gibt es einen wählbaren Geschwindigkeitsbegrenzungsassistenten (SSLA), mit dem Fahrer Geschwindigkeitsbegrenzungen für bebaute Gebiete voreinstellen und speichern können, sowie einen Gehgeschwindigkeitsmodus mit Vorwärts- und Rückwärtsbewegung für einfacheres Manövrieren.
Fahrwerk und Federung
Anstelle eines herkömmlichen Rahmens verwendet der WN7 ein rahmenloses Aluminiumgehäuse, das den Akku als tragendes Strukturelement enthält. Dieses Design reduziert die Gesamtmasse und zentralisiert das Gewicht, was laut Honda dem WN7 einen niedrigen Schwerpunkt und eine ausgewogene Steifigkeit verleiht.
Laut Honda liegt die Torsionssteifigkeit auf dem Niveau seiner aktuellen Modelle mit mittlerem Hubraum. Die Federung erfolgt über 43-mm-Showa-USD-Gabeln und einen Showa-Monostoßdämpfer, der über eine Pro-Arm-Einarmschwinge aus Aluminium arbeitet – eine Anspielung auf die High-End-Maschinen des Unternehmens.
Die Bremsen stammen von Nissin: zwei 296-mm-Scheiben mit Doppelkolben-Bremssätteln vorne und eine 256-mm-Scheibe hinten mit einem Einkolben-Bremssattel. Das System wird von einem IMU-verknüpften Zweikanal-ABS gesteuert, das Kurven-ABS-Funktionalität bietet.
Die Reifen sind 17 Zoll groß, mit 120/70-Gummi vorne und 150/50 hinten, montiert auf neuen Fünfspeichen-Aluminiumgussrädern.
Abmessungen und Ergonomie
Der WN7 ist 2.156 mm lang, 1.085 mm hoch und hat einen Radstand von 1.480 mm, womit er direkt in der nackten Mittelgewichtsklasse liegt. Der Sitz liegt bei 800 mm, aber der schlanke Mittelteil (260 mm breit) verbessert die Bodenreichweite.
Mit 217 kg im nassen Zustand ist es schwerer als ein vergleichbarer ICE-Naked, aber Honda gibt an, dass es funktioniert hat, damit sich das Gewicht beherrschbar anfühlt. Die Massenhöhe am Seitenständer beträgt 477 mm – niedriger als bei einer Hornet – und die Lenkgeometrie (25° Neigung, 99 mm Nachlauf) ist auf Agilität bei niedriger Geschwindigkeit abgestimmt.
Im Vergleich zur batteriebetriebenen Konkurrenz ist der neue Honda etwas schwerer als der 198 kg schwere LiveWire S2 Del Mar, allerdings deutlich leichter als der klobige 260 kg schwere Energica Eva.
Die Sitzposition ist etwas aufrechter als beim Hornet, mit niedrigerem Lenker und leicht abgesenkten Fußrasten, was eine entspannte, stadttaugliche Haltung ermöglicht.
Design und Styling
Honda beschreibt die Designphilosophie des WN7 als „Precision of Intrinsic Design“, basierend auf dem Thema „Sophisticated Functionality“ – und nein, wir wissen auch nicht, was das bedeutet. Das Endergebnis ist ein Motorrad, das sowohl futuristisch aussieht als auch immer noch Honda erkennbar ist. Es ist wild genug, dass man sagt: „Ohh, was zum Teufel ist das?“. Aber es ist definitiv nicht hässlich, übermäßig futuristisch oder schreit zu laut über seine batteriebetriebenen Einbauten.
Die traditionelle Ausbuchtung des Kraftstofftanks wurde durch einen schlankeren Mittelteil ersetzt, der das Batteriegehäuse des Elektrofahrzeugs als Designelement zur Geltung bringt. Scharfe horizontale Linien, von den Tagfahrlichtern bis zu den Seitenverkleidungen, betonen die Ausgeglichenheit des WN7. Das neue Logo der Marke Honda Electric feiert sein Debüt bei diesem Modell und führt eine klarere Schriftart ein, die den Einstieg des Unternehmens in die Elektrifizierung signalisiert.
Vorne befinden sich LED-Scheinwerfer mit zwei Projektoren und DRLs unter den Spiegeln am Lenkerende und die minimalistische Karosserie, während ein aufgeräumtes Heck den Look abrundet. Die gesamte Beleuchtung ist LED-Beleuchtung, einschließlich der automatisch abschaltenden Blinker, die mit einem Notbremssignal (ESS) ausgestattet sind, das bei starkem Bremsen auf Warnhinweise hinweist.
Technik und Ausstattung
In der Mitte des Cockpits sitzt ein 5-Zoll-TFT-Farbdisplay, das über die linke Schaltanlage gesteuert wird. Es ist vollständig mit Honda RoadSync kompatibel und ermöglicht die Smartphone-Integration für Navigation, Anrufe und Musik, wenn es mit einem Bluetooth-Headset gekoppelt ist. Das Display kann auch EV-spezifische Informationen wie den durchschnittlichen und aktuellen Energieverbrauch, die Reichweite und die geschätzte Ladezeit anzeigen.
Im Armaturenbrett ist ein USB-C-Ladeanschluss integriert, und dank der Smart-Key-Funktion kann das Fahrrad gestartet und verriegelt werden, während der Schlüssel verstaut ist.
Der Vorwärts- und Rückwärts-Gehgeschwindigkeitsmodus soll beim Parken und Manövrieren hilfreich sein, während der wählbare Geschwindigkeitsbegrenzungsassistent eine zusätzliche Kontrollebene für das Fahren in der Stadt bietet – gut für London, wo es alle 30 Fuß eine Radarkamera gibt.
Zubehör
Honda wird eine kleine Auswahl an Originalzubehör für den WN7 anbieten, darunter:
- Eine Rücksitztasche
- Ein Mode 2 AC230V-Ladekabel (für Haushaltssteckdosen)
- Ein Mode-3-6-kVA-Ladekabel „Gun-to-Gun“ für Wallbox-Einrichtungen zu Hause
Preis, Farben und Verfügbarkeit
Zur Markteinführung stehen drei Farboptionen zur Verfügung: Mat Pearl Morion Black, Pearl Deep Mud Grey und Graphite Black. Preise und Verfügbarkeit in Großbritannien werden voraussichtlich kurz vor der Markteinführung des WN7 im Jahr 2026 bestätigt.
Ist die Honda WN7 das Fahrrad, das das Gesicht der Elektromotorräder verändern wird?
Das WN7 ist wohl eines der bedeutendsten E-Bike-Modelle der letzten Jahre – der erste richtige Schritt in Richtung E-Motorradfahren über kleine Motorroller hinaus durch einen der Big Four Japans.
Reicht es aus, um das Schicksal des Elektrofahrradmarktes zu verändern? Das wird nur die Zeit zeigen. Wie bei jedem neuen Elektrofahrrad wird es mit Sicherheit Frühanwender geben. Um in diesem Segment jedoch wirklich Fuß zu fassen, muss das WN7 mehr als nur die eingefleischten Fans von Akku-Fahrrädern ansprechen.